Da immer wieder Menschen zu mir kommen und mir haarsträubende Geschichten von Familienaufstellungen erzählen, möchte ich dazu gerne Stellung nehmen. Die Familienaufstellung als Methode ist so wertvoll und heilsam, dass es mir ein Anliegen ist aufzuklären und mich auch von diversen Aufstellungsmethoden zu distanzieren. Seit über 10 Jahren bilde ich das Konzept Familienaufstellung nach Ruland aus, und habe mit Aufstellungen durchweg positive Erfahrungen gemacht. Ich möchte aber auch auf Risiken, Nebenwirkungen und Gefahren hinweisen, so dass sich jeder vorab informieren kann, ob diese Methode für ihn geeignet ist oder nicht.
Methode und Theorie
Die Theorie und die Methode der Familienaufstellung gehen ursprünglich zurück auf den Mehrgenerationenansatz der Familientherapie. Dieser Ansatz geht davon aus, dass Konflikte und Beziehungsmuster aus früheren Generationen sich fortsetzen und damit das Familiensystem in der Gegenwart beeinflussen. Werden diese Generationen miteinbezogen, können Konflikte und Entwicklungsblockaden verstanden und gelöst werden. Virginia Satir entdeckte als eine der ersten, dass sich das Familiensystem durch sog. Stellvertreter darstellen lässt. Dadurch werden die Beziehungsdynamiken im Familiensystem sichtbar und auch die Rolle, die jeder darin einnimmt. Das ist wunderbar, denn so kann man die Muster, die im eigenen System wirken, also auch in einem selbst, erkennen und verändern.
Mehr erfahren: Was ist eine Familienaufstellung?
Gefahren der Familienaufstellung
Grundsätzlich bedarf es eines Aufstellungsleiters, der dem Klienten mit Achtsamkeit und Respekt begegnet, auch was die Sichtweise des Klienten auf die jeweilige Situation betrifft. Ein Klient hat ein Recht auf Autonomie und darf nicht vom Aufstellungsleiter zu demütigen Handlungen aufgefordert werden, wie es in manchen Aufstellungsmethoden der Fall ist. So etwas lehne ich persönlich grundlegend ab. Auch Beschuldigungen des Klienten, er wäre selbst Schuld an seiner Erkrankung, oder an familiären Situationen stellen definitiv eine Verletzung der persönlichen Grenzen des Klienten dar und bergen viele Gefahren.
In einer Familienaufstellung geht es auch nicht darum, Familiengeheimnisse auszubreiten und zu bewerten. Immer wieder berichten Menschen in meiner Praxis auch von Aufstellungsmethoden- und Erlebnissen, die Wunden hinterlassen haben. Wenn man sich vorstellt, dass bei so einer unprofessionell durchgeführten Aufstellung ein angeblich erlittener Missbrauch des Klienten festgestellt wurde, der sich dann als ein Missbrauch herausstellt, der in den Vorgenerationen passiert ist, aber von der Aufstellungsleitung falsch interpretiert wurde, ist das fatal, denn dann gehen die Menschen mit mehr Ballast nach Hause, als sie gekommen sind.
Familienaufstellung nach Ruland
In einer Familienaufstellung nach Ruland ist das alles nicht der Fall. Achtsamkeit und Respekt dem Klienten gegenüber und seinem Anliegen, stehen an allererster Stelle. In meiner Ausbildung für Familienaufstellung bilde ich die Aufstellungsleiter dahingehen auch aus. Ich lege großen Wert darauf, dass in der Aufstellung die Informationen, die das morphogenetische Feld und die Stellvertreter zur Verfügung stellen, richtig gelesen und interpretiert werden. Dafür habe ich ein eigenes System entwickelt, um Klienten vor unrichtigen und unsachgemäßen Aussagen zu schützen. Das Ziel einer Aufstellung ist zudem NICHT, was der Aufstellungsleiter für den Klienten als richtig erachtet, sondern:
Das Ziel einer Familienaufstellung ist, Menschen in ihre Kraft und Autonomie zu bringen und Sie dabei zu unterstützen, dass Sie den für sie richtigen Weg selbst herausfinden.
Mehr erfahren
Mit meinem Newsletter bist du immer auf dem
Laufenden und erhältst jede Woche einen Impuls
und die aktuellen Neuigkeiten & Termine.
Einschränkungen
Es gibt Menschen, denen ich die Familienaufstellung nur eingeschränkt empfehlen kann. Das sind all diejenigen, die Psychopharmaka, Drogen oder andere Mittel nehmen, die Suchtcharakter haben.
Risiken und Nebenwirkungen
Für Menschen, die bereits in psychotherapeutischer Behandlung sind, ist die Familienaufstellung nur unter Absprache und mit dem Einverständnis des behandelnden Arztes zu empfehlen. Da in der Familienaufstellung emotional auch etwas zu bewältigen ist, sollten auch äußerst labile und emotional instabile Menschen das am besten in Absprache mit einem Psychologen oder Psychotherapeuten durchführen.
In meiner Praxis führe ich mit diesem Personenkreis eine Aufstellung nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt durch.
Grundsätzlich kommen in einer Familienaufstellung natürlich Muster, Beziehungsstrukturen und das vorherrschende Familiensystem ans Licht, aber das sind alles Dinge, die den Klienten bereits belasten, nur bis dahin eben unsichtbar. Es braucht an der Stelle die Bereitschaft des Klienten, dieser Realität zu begegnen. Wer lieber verdrängt und alles so lassen möchte wie es ist, für den ist eine Aufstellung wohl eher nicht sinnvoll.
Chancen
Eine Familienaufstellung stellt eine große Chance dar für die eigene persönliche Entwicklung. Man kann einen Blick hinter die Kulissen werfen, Muster und Rollenspiele beenden, Verständnis und Mitgefühl für andere Familienmitglieder entwickeln und sich selbst in einem neuen Licht betrachten. Wer sich selbst besser kennen lernen möchte, wer die eigenen Lebensmotive entdecken möchte, wer übernommene Muster und Verhaltensstrukturen verändern möchte, wer Belastungen im Familiensystem transformieren will, wer Heilung sucht, wer eine Sehnsucht nach Harmonie in sich trägt, für den ist eine Familienaufstellung eine wunderbare Methode.
Familienaufstellungen bieten ganz klar Chancen und Risiken. Besonders wichtig ist ein erfahrener Aufstellungsleiter.
Ohne eine entsprechende Ausbildung sollte man keine Familienaufstellung mit anderen Menschen machen.
Die Familienaufstellung ist sinnvoll, um unsichtbare Strukturen aufzudecken. Wenn du das Gefühl hast immer wieder in bestimmte Situationen und Verhaltensmuster zu verfallen kann die Familienaufstellung ein guter Ansatz sein.